Jazz gegen die Macht: Ein Konzert voller musikalischer Widerstandsgeist!
Am 2. Mai 2025 fand ein bemerkenswertes Konzert statt, das nicht nur musikalisch, sondern auch inhaltlich eine klare Position bezog. Die Aufführung thematisierte autokratische Tendenzen in den USA und beinhaltete Zitate amerikanischer Jazzmusiker, die kritisch auf den aktuellen Präsidenten reagierten. Diese gesellschaftliche und politische Dimension spiegelte sich in der Präsentation von zwei unterschiedlichen Bands wieder. Die erste Formation war das Quartett rund um den Kontrabassisten Roger Kintopf.
Dieses Quartett, bestehend aus drei Musikern der Kölner Jazzszene, brachte die talentierten Künstler Victor Fox (Bassklarinette, Tenorsaxophon) und Leif Berger (Schlagzeug), letzterer Träger des Kölner Jazzpreises, zusammen. Ihr dänischer Kollege Asger Nissen, ein Altsaxophonist, der in Berlin lebt, komplettierte das Ensemble. Kintopfs Stücke, die stark strukturiert sind und von abstrakter Melodik sowie unkonventioneller Harmonik geprägt werden, zeigen den Einfluss Neuer Musik. Die Band hat bereits zwei Alben veröffentlicht, und Leif Berger ist Schüler des bekannten deutschen Jazzdrummers Jonas Burgwinkel.
Von Highlife bis Moderne
Nach einer kurzen Pause trat die Band „Highlife“ unter der Leitung von Peter Somuah auf. Highlife ist ein Musikstil aus Ghana, der Jazz, Blues und Rhythm and Blues mit typischer afrikanischer Rhythmik kombiniert. Somuah und seine niederländischen Begleiter boten eine tanzbare Fusionmusik, die durch Funk-Elemente ergänzt wurde. Die Besetzung umfasste Danny Rombout (Conga), Jens Meijer (Schlagzeug), Marijn van der Veen (Kontrabass) und Anton de Bruin (Klavier, elektronisches Keyboard). Ihre Arrangements basierten dabei auf einfachen Akkordschemata.
Die Themen der Stücke waren nicht besonders einprägsam, und obwohl Somuah als kommender Trompetenstar angekündigt wurde, zeigte er Schwächen in der Phrasierung und Intonation. Das Konzert begann komplex und herausfordernd, endete jedoch mit unterhaltsamer Leichtigkeit.
Jazz und seine soziale Dimension
Die Verbindung zwischen Jazz und politischem Protest ist historisch gewachsen. Die jazzartige Musik fand bereits im Ersten Weltkrieg den Weg nach Europa, als die US-amerikanischen Hellfighters und die Marschkapelle unter James Reese Europe 1918 in Frankreich landeten. Diese Interaktion führte zur Verbreitung des Jazz und schuf eine Brücke zwischen den afroamerikanischen Erfahrungen und europäischen Musikkulturen. Jazz betrachtet die Geschichte der Sklaverei und den Widerstand als zentrale Komponenten seiner Entwicklung.
Jazz ist nicht nur eine musikalische Praxis, sondern auch ein Ort der Identitätskonstruktion. Wie Barry Ulanov bereits 1979 bemerkte, spielt Identität eine entscheidende Rolle im Jazz. Diese Musik spiegelt nicht nur afroamerikanische Geschichte wider, sondern ist auch in der europäischen Szene verankert, und es bleibt eine ständige Herausforderun,g unsere Sichtweisen auf diese Kunstform zu überdenken und einschließlich der Perspektiven von nicht-dominanten Gruppen zu integrieren.
Die Akzeptanz des Jazz in Deutschland hat sich über die Jahre verändert. Während er zu Beginn als exotisch und oftmals von rassistischen Stereotypen geprägt wahrgenommen wurde, erlebte er besonders nach dem Zweiten Weltkrieg eine Renaissance. Jazz wurde zu einer Art Ventil für gesellschaftliche Verwerfungen und eine Ausdrucksform für soziale Gleichheitsbestrebungen.
Die Jazzforschung führt diese Diskussion weiter. Identitätspolitiken im Jazz sind alles andere als neu und reflektieren die historischen Debatten über soziale Ungleichheit. Diese Musik erstreckt sich über kulturelle Grenzen hinweg und bleibt ein dynamisches Medium, um Stimmen zu erheben und Veränderungen zu fördern. Letztlich zeigt sich, dass der Jazz nicht nur eine musikalische Praxis, sondern auch ein kraftvolles Instrument für sozialen und politischen Ausdruck darstellt.
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