Mähroboter bedrohen Igel: Alarmierende Verletzungszahlen steigen!
Minden-Lübbecke, 5. Mai 2025: Ein alarmierender Anstieg der Verletzungen von Igeln durch Mähroboter wird derzeit von Fachleuten und Naturschützern beobachtet. Dr. Anne Berger vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) berichtet von einer Erhöhung der registrierten Fälle um 30 bis 50 Prozent seit dem Frühjahr. Diese Zunahme ist ein ernstes Tier- und Artenschutzproblem, da zahlreiche Igel Opfer dieser automatisierten Gartenpflegegeräte werden.
Die Forschung zeigt, dass viele Igel in Deutschland an Schnittverletzungen leiden, die meist während der Nacht auftreten. „Mähroboter haben oft keine zuverlässige Hinderniserkennung für kleine Tiere wie Igel“, erklärt Sönke Tielbürger, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde. Der Igel als nachtaktives Tier hat nur begrenzte Möglichkeiten, sich zu schützen. Zusammenrollen ist oftmals nicht ausreichend, um ihn vor den gefährlichen Klingen zu bewahren.
Gravität der Verletzungen
Im Rahmen einer Untersuchung analysierten Wissenschaftler 370 Fälle von durch Mähroboter verursachten Schnittverletzungen bei Igeln. Alarmierend ist, dass knapp die Hälfte dieser Tiere (47%) die Verletzungen nicht überlebte. Insbesondere die Dunkelziffer könnte hoch sein, da viele Igel erst Stunden oder Tage nach einem Vorfall gefunden werden, oft zu spät für eine erfolgreiche Behandlung. So berichtet Tielbürger von Igelauffangstationen, die mit einer Flut an verletzten Tieren überfordert sind.
Die Zunahme an Verletzungen korreliert mit dem Anstieg der Mähroboter-Verkäufe. Laut den Schätzungen steigen die Verkaufszahlen jährlich um 12 Prozent. Hingegen sind technische Lösungen, die eine Erkennung kleiner Tiere ermöglichen, nach wie vor nicht marktreif. Dies führt dazu, dass Mähroboter häufig unbeaufsichtigt und nachts betrieben werden, was für die ohnehin gefährdeten Igel katastrophale Konsequenzen hat.
Empfehlungen für Gartenbesitzer
Um die Gefährdung für Igel und andere Kleintiere zu verringern, gibt es klare Empfehlungen für Gartenbesitzer. Es wird geraten, Mähroboter tagsüber zwischen 10 und 17 Uhr einzusetzen und den Garten vor dem Mähen auf sich bewegende Tiere abzusuchen. Insbesondere in sensiblen Gebieten sollte man manuelle Mähmethoden bevorzugen.
Zudem informierten die Forscher über die Wichtigkeit einer vielfältigen und abwechslungsreichen Gartengestaltung. „Wilde Ecken“ können nicht nur Igeln, sondern auch anderen bedrohten Arten wie Fröschen, Kröten, Eidechsen und Insekten einen geschützten Lebensraum bieten. Ein solches Umdenken in der Gartengestaltung könnte wesentlich zur ökologischen Stabilität beitragen.
Zusätzlich wird ein politisches Handeln gefordert, um das Nachtbetriebsverbot für Mähroboter durchzusetzen. Ehrenamtliche Igelstationen, die sich um die Pflege verletzter Igel kümmern, sind physisch und psychisch überfordert. Unterstützung sollte auch für die Übernahme von Tierarztkosten bereitgestellt werden, um die Situation zu entschärfen.
Die rasanten Entwicklungen dieser Problematik stehen im Kontext des rückläufigen Bestands des Braunbrustigels (Erinaceus europaeus), der 2020 auf die Vorwarnliste der Roten Liste gesetzt wurde und 2024 von der Deutschen Wildtierstiftung zum Wildtier des Jahres gewählt wurde. Dies macht deutlich, wie dringend Maßnahmen zum Schutz dieser Tiere erforderlich sind.
Die Forschungsergebnisse, die sich mit den Ursachen und Lösungen für die Gefährdung der Igel befassen, sind unter anderem in der Sonderausgabe „Applied Hedgehog Conservation Research“ der Fachzeitschrift „Animals“ dokumentiert. Die „Igel-Initiative BRD“, ein Zusammenschluss von Experten aus Praxis und Forschung, hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf die Missstände hinzuweisen und Lösungen zu entwickeln, um die Igelpopulation in Deutschland zu schützen.
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