Merzig und Losheim: Protest gegen Stopp der Bahnreaktivierung!
Die Debatte um die Reaktivierung der stillgelegten Bahnstrecke zwischen Merzig und Losheim, die seit 1962 für den Personenverkehr und seit den 80er Jahren für den Güterverkehr nicht mehr in Betrieb ist, nimmt eine unerwartete Wendung. Die Stadträte von Merzig und der Gemeinderat von Losheim haben sich am 9. Mai 2025 entschieden, eine Reaktivierung abzulehnen. Dies wurde mit mehrfachen Bedenken bezüglich möglicher unkalkulierbarer Kosten begründet, die auf die Städte zukommen könnten. Hätte die Reaktivierung stattgefunden, hätte der Bund bis zu 90 Prozent der Kosten für die Wiederinstandsetzung übernommen, was eine erhebliche finanzielle Entlastung bedeutet hätte. Dennoch befürchtet die CDU, AfD und FDP zusätzliche jährliche Belastungen für die Stadt, was zu dieser Ablehnung beitrug.
Vor dem Rathaus in Merzig versammelten sich rund 20 Protestierende, die mit einem Modellzug auf einem Silbertablett auf die Bedeutung der Reaktivierung aufmerksam machten. Werner Ried vom Verkehrsclub Deutschland bezeichnete die Entscheidung als „Dolchstoß“ für die Region. Arndt Oehm, Fraktionsvorsitzender der Merziger SPD, nannte die Möglichkeit der Reaktivierung eine „Jahrhundertchance“ für die Mobilität in der Region und wurde von Kritikern der Ablehnung unterstützt.
Finanzielle Bedenken in Losheim
Das Beispiel Losheim ist besonders prägnant, denn die Gemeinde hat bereits seit 2022 mit finanziellen Einschränkungen zu kämpfen. Der Gemeinderat beschloss am 26. September, keine Unterhaltskosten von bis zu 100.000 Euro jährlich mehr für die seitdem stillgelegte Bahnstrecke zu tragen. Ein Brandbrief an die Landesregierung beschreibt die prekäre finanzielle Situation und droht mit der Auflösung des gemeindeeigenen Eisenbahninfrastrukturunternehmens sowie dem Verkauf der Strecke.
Die Herausforderungen sind enorm. Losheim rechnet mit Gesamtkosten von bis zu 50 Millionen Euro für die Reaktivierung, wobei die Gemeinde selbst rund 5 Millionen Euro aufbringen müsste. Zudem wäre jährlich mit Unterhaltskosten zu rechnen. Dies könnte sich als untragbare Last für die kleine Gemeinde herausstellen, weshalb die Verantwortung an das Land übertragen wurde.
Bedeutung der Reaktivierung für ländliche Räume
Die Diskussion um die Reaktivierung der Bahnstrecke ist Teil eines größeren Trends in Deutschland. Laut einer Untersuchung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) erhöhen reaktivierte Bahnstrecken die Mobilität und werten ländliche Regionen auf. In den letzten Jahren sind über 5.000 km Schienenstrecken stillgelegt worden, und die Wiederbelebung solcher Strecken kann entscheidend sein, um ländliche Gebiete als Wohn- und Unternehmensstandorte attraktiver zu gestalten.
Die kommende Machbarkeitsstudie des saarländischen Verkehrsministeriums zur Reaktivierung wird daher mit Spannung erwartet. Diese Studie könnte klare Hinweise auf die tatsächliche Machbarkeit und die damit verbundenen wirtschaftlichen Auswirkungen liefern.
In mehreren Regionen Deutschlands hat sich gezeigt, dass reaktivierte Strecken die Entlastung von bestehenden Verkehrsinfrastrukturen in Ballungszentren bewirken und die Anbindung an das regionale und überregionale Verkehrsnetz fördern. Das Beispiel der Nationalparkbahn zwischen Sebnitz und Dolní Poustevna illustriert, wie durch Reaktivierung nicht nur der lokale Nahverkehr verbessert wird, sondern auch wirtschaftliche Impulse gesetzt werden können.
Die Tatsache, dass die Mehrheit der politischen Akteure in Merzig und Losheim zur Ablehnung tendiert, steht daher im Widerspruch zu den landesweiten Bestrebungen, ländliche Räume besser an den öffentlichen Nahverkehr anzubinden und könnte eine verpasste Chance für diese Region darstellen. Die Zukunft der Bahnstrecke bleibt somit ungewiss, wenngleich die Diskussion um die Reaktivierung nicht zu Ende ist.
Während sich die Bürger und Politiker weiterhin zu den Themen Mobilität und Verbindung austauschen, spielt auch das saarländische Umweltministerium eine zentrale Rolle, das im Rahmen von Modellprojekten an der Verbesserung der Infrastruktur arbeitet. Die Reaktivierung könnte also, trotz der aktuellen Widerstände, in den kommenden Monaten sicher wieder auf die Agenda geraten und neue Chancen bieten.
Informationen zu dieser Entscheidung wurden auch in den SR info-Nachrichten am 9. Mai 2025 ausführlich behandelt und zeugen von der Brisanz des Themas sowohl für Merzig als auch für Losheim. Die Reaktivierung ist ein komplexes Projekt, dessen Diskussion noch lange nicht abgeschlossen ist.
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