Finanzierungskrise für Kasseler Volksfeste: Wer hilft den Ehrenamtlichen?
Die Debatte um die finanzielle Zukunft von Volksfesten in Kassel erreicht einen kritischen Punkt. Anlässlich der Diskussion im Stadtparlament zeigt sich, dass Ehrenamtliche vor enormen Hürden stehen, die sich aus erhöhten Sicherheitsauflagen ergeben. Diese Auflagen sind eine Reaktion auf die zunehmenden Bedrohungen durch potenzielle Anschläge und Gewalttaten. Ulrich Freudenstein vom Förderverein Waldauer Entenkirmes machte deutlich, dass der Aufwand für ehrenamtliche Vereine nicht mehr tragbar sei. In diesem Kontext hat die SPD einen Antrag über 100.000 Euro pro Jahr zur Förderung von Veranstaltungen formuliert, der auf die Unterstützung von Festen wie Zissel, Quartierfesten und Karnevalsveranstaltungen abzielt.
Stadtverordneter Wolfgang Decker äußerte Zweifel an der Einsicht der Jamaika-Koalition in die Probleme, mit denen die Veranstalter konfrontiert sind. Trotz der anscheinend klaren Forderungen der SPD stimmten die Fraktionen von Grüne, CDU und FDP gegen den Antrag. CDU-Fraktionschef Holger Augustin warf ein positives Licht auf die Situation und betonte, dass Volksfeste in Kassel weiterhin stattfinden, was als Erfolg gewertet wird.
Die Herausforderung der Sicherheitsauflagen
Die Diskussion über die Sicherheitslage ist nicht auf Kassel beschränkt. Auch in anderen hessischen Städten musste die Absage mehrerer Feste aufgrund exorbitanter Sicherheitskosten beklagt werden. Unter den betroffenen Veranstaltungen sind das Radtour Kinzigtal Total und das Kirschblütenfest in Marburg. Das Ordnungsamt des Rheingau-Taunus-Kreises hat beispielsweise eine Veranstaltung wegen der hohen Anforderungen an die Sicherheitskonzepte abgesagt, was die finanziellen Belastungen für die Veranstalter deutlich macht. Die Hessische Landesregierung hat daraufhin ein Sofortprogramm „Sicherheit bei Veranstaltungen“ mit einem Budget von einer Million Euro angekündigt, das Kommunen bei Sicherheitsfragen unterstützen soll, sofern sie kooperieren.
Diese Situation wird durch einen generellen Personalmangel bei der Polizei an Wochenenden und Feiertagen weiter verschärft, wodurch es für die Veranstalter schwieriger wird, die erforderlichen Sicherheitskonzepte zu realisieren. Innenminister Roman Poseck betont, dass jede Veranstaltung individuell betrachtet werden muss, wobei die Anforderungen oft enorm steigen. So führen die zusätzlichen Sicherheitsbedingungen bereits dazu, dass zahlreiche Feste abgesagt werden – ein Problem, das durch die ausufernden Kosten der Sicherheitskonzepte nur verstärkt wird.
Forderungen und Reaktionen
Die Unsicherheit in der Finanzierung von Veranstaltungen wie der Wehlheider Kirmes, die vom 15. bis 18. August stattfinden soll, ist ein weiterer Punkt, der die Organisatoren bedrängt. Fünf Ehrenamtliche werden dort 150 Stunden nur mit dem Auf- und Abbau von Pollern beschäftigt sein, was den enormen Aufwand für die Organisatoren deutlich macht. Sönke van der Werf von der Kirmesgemeinschaft kritisierte die mangelnde Unterstützung von Seiten der Stadt, während gleichzeitig die Linke und die AfD in einem Antrag die Streichung von Haushaltsmitteln für Sicherheitsmaßnahmen forderten. Dabei warf CDU-Fraktionschef Augustin der Linken Unverantwortlichkeit vor, als sie eine Streichung von 478.000 Euro für Videoüberwachung und Zufahrtsschutzsysteme beantragte.
In dieser komplexen Lage wird deutlich, dass die Unterstützung freier Feste wie des Umwelthauses von der AfD ebenfalls gefährdet ist, während die SPD in ihrem Vorhaben ebenso auf Zustimmung stößt. Das Thema der finanziellen Absicherung und der Sicherheitsauflagen für Volksfeste bleibt somit nicht nur in Kassel, sondern auch in ganz Hessen ein brandaktuelles und kontroverses Diskussionsfeld, das dringend einer Lösung bedarf.
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