Neue Therme in Bad Salzhausen: Aufbruch oder finanzielle Sackgasse?

Der Niddaer Haupt- und Finanzausschuss hat am 27. April 2025 mit knapper Mehrheit von 4 zu 3 Stimmen den Bau einer neuen Therme in Bad Salzhausen genehmigt. Diese Abstimmung wurde von den Abstimmungsvertretern der CDU und der Bürger-Liste unterstützt, während SPD und Grüne dagegen stimmten. Der entscheidende Punkt auf der Tagesordnung umfasste den Verkauf des Thermengrundstücks an die Unternehmensgruppe Interspa aus Stuttgart sowie einen Vertragsentwurf für den Neubau der Therme und eines Hotels.

Bürgermeister Thorsten Eberhard (CDU) wies in der Sitzung darauf hin, dass Interspa dynamische Planungen vorantreibt, die unter anderem eine größere Wasserfläche sowie zusätzliche Einrichtungen, wie einen Barfußpfad und ein Kneipp-Becken, vorsehen. Allerdings sorgte die Stoppung der Grundstücksgrenzenänderung durch Interspa für Kontroversen. Zudem enthält der Vertrag Bedingungen, die der Stadt zusichern sollen, dass das Bad öffentlich nutzbar bleibt und Sole genutzt werden kann.

Finanzielle Aspekte und Bedenken

Im Vertrag sind weitreichende Absicherungen verankert, einschließlich des Wiederkaufsrechts und der Nutzungsbindung. Es wurde jedoch klargestellt, dass der Bäderbeirat nicht über Preise und Öffnungszeiten entscheiden kann. Interspa plant die Gründung von vier Gesellschaften, wobei die Gewerbesteuer für die Managementbereiche nicht in Nidda gezahlt wird. Die kalkulierte jährliche Gästezahl von 200.000 wird von einigen Ausschussmitgliedern als fragwürdig erachtet.

Die Stadt hat sich verpflichtet, ein jährliches Betriebsentgelt zu zahlen, das in einem Forfaitierungs-Modell geregelt ist. Dieses Entgelt beginnt bei 550.000 Euro und soll am Ende der Laufzeit, die auf 30 Jahre angelegt ist, zwischen 1,6 und 1,8 Millionen Euro liegen. Es gab Bedenken hinsichtlich möglicher Defizite und der finanziellen Verantwortung der Kommune, insbesondere wenn die Besucherzahlen nicht den Erwartungen entsprechen. Eberhard betonte die Wichtigkeit des Projekts für die Region und die Notwendigkeit eines betriebswirtschaftlichen Denkens.

Abgerissene Therme und Ausblick

Die bestehende Therme Bad Salzhausen ist derzeit marode und seit fast zwei Jahren geschlossen. Ursprünglich war der Plan gefasst worden, an dieser Stelle ein Gesundheitszentrum ohne Therme zu errichten, da ein Neubau als zu kostspielig galt. Auf Drängen von Eberhard wird jetzt jedoch erneut ein Investor gesucht, um den Bau und Betrieb einer neuen Therme zu realisieren. Geplant ist, ein Becken mit den Maßen 14 mal 18 Metern zu errichten, was der Größe des alten Beckens entspricht.

Die Ausschreibung für den Bau soll nächste Woche im Hessischen Staatsanzeiger veröffentlicht werden. Potenzielle Bewerber haben sechs Wochen Zeit, um ihre Angebote einzureichen. Der Markt für Thermen hat sich in den letzten zwei Jahren verbessert, weshalb es Hoffnung gibt, einen geeigneten Investor zu finden. Sollte dies nicht gelingen, bleibt es beim ursprünglichen Plan für ein Gesundheitszentrum mit Blockheizkraftwerken. Diese neue Einrichtung soll bis 2027 fertiggestellt sein, um rechtzeitig zur Landesgartenschau in Oberhessen bereit zu stehen.

Zusätzlich nehmen andere Kurorte in Hessen ähnliche Entwicklungen in Angriff, um nach der Corona-Krise neue Angebote zu schaffen. Ein Beispiel dafür ist das Lagune-Erlebnisbad in Willingen, das neu gebaut wird, sowie die neue Sprudelhof-Therme in Bad Nauheim. In Bad Vilbel wird eine geplante Thermenwelt mit einer Investitionssumme von etwa 200 Millionen Euro erwähnt, deren Baubeginn sich jedoch verzögert.

Die Entwicklungen rund um die Therme Bad Salzhausen sind somit nicht nur für die Stadt Nidda von Bedeutung, sondern verweisen auf einen breiteren Trend zu neuen Freizeitangeboten in Hessen. Die Herausforderungen, die vor dem Projekt stehen, sind vielfältig, aber auch der Wille zur Schaffung eines attraktiven Angebots in der Region ist stark ausgeprägt.

Details
Quellen