Inklusion geht uns alle an: Koblenz setzt Zeichen für gesellschaftliche Teilhabe!
Am 4. Mai 2025 fand in Koblenz der Tag der Inklusion statt. Diese Veranstaltung bot den Besuchern die Möglichkeit, sich umfassend über inklusive Angebote zu informieren und selbst aktiv zu werden. Die Besucher konnten in lebendigen Mitmachaktionen praktische Erfahrungen sammeln, die ein Gefühl dafür vermittelten, wie es Menschen mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) in lauten Cafés ergeht. Solche Simulationen ermöglichen wertvolle Einblicke in die Lebensrealität von Menschen mit Behinderungen. An den Veranstaltungsorten, dem Zentralplatz und dem Forum Mittelrhein, präsentierten Vertreter von Verbänden, Vereinen und Unternehmen ihre inklusiven Angebote, die einen wichtigen Schritt in Richtung gesellschaftlicher Teilhabe darstellen. Die Rhein-Zeitung berichtet, dass der Tag der Inklusion ein Beispiel dafür war, wie Informationen und Austausch über Barrierefreiheit und Inklusion im Alltag gefördert werden können.
Der Tag der Inklusion fiel zudem auf den Weltbraille-Tag, der die Erfindung der Brailleschrift durch Louis Braille im Jahr 1825 feiert. Diese Schrift ermöglicht blinden und sehbehinderten Menschen eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und im Studium. Heinz Willi Bach, zweiter Vorsitzender des Deutschen Vereins der blinden und sehbehinderten Menschen in Studium und Beruf, berichtete, dass das Studieren heute einfacher sei als vor 30 bis 40 Jahren. Dennoch bestehen weiterhin Herausforderungen, besonders im Bereich der Informationstechnologie. Viele moderne Lernplattformen wie „Ilias“ sind häufig nicht barrierefrei. Deutschlandfunk informiert darüber, dass für blinde Menschen nach wie vor hochwertige Computer, Sprachausgaben und Blindenschriftzeilen erforderlich sind, und dass Assistenzleistungen notwendig bleiben, da die Welt nicht vollständig barrierefrei ist.
Herausforderungen im Bildungssystem
Die gesamtgesellschaftlichen Probleme der Inklusion sind noch lange nicht gelöst. In Deutschland leben Ende 2023 etwa 7,9 Millionen Menschen mit schweren Behinderungen, was fast zehn Prozent der Bevölkerung ausmacht. Die UN-Behindertenrechtskonvention anerkennt die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen als Menschenrecht und fordert gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen. Dies umfasst den Zugang zu Bildung, Informationen, Transport und kulturellem Leben. Berichte des Deutschlandfunk zeigen, dass im Bildungsbereich zwar Fortschritte erzielt wurden, jedoch nach wie vor große Herausforderungen bestehen, vor allem in der Form von getrennten Schulsystemen.
Die Exklusionsquote in Schulen sank von 4,8 % im Jahr 2008/09 auf 4,2 % im Jahr 2022/23, doch der Nachholbedarf bleibt enorm. Zeitgleich ist der Zugang zu medizinischer Versorgung problematisch, da Ende 2023 nur 50 % der ambulanten Arztpraxen barrierefrei waren. Lediglich 44 % der Praxen erfüllen die Kriterien für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Verena Bentele, die Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, fordert ein Umdenken in den Unternehmen und eine stärkere rechtliche Verpflichtung zur Barrierefreiheit. Sie betont, dass zielgerichtete Arbeitsplatzsuche für Menschen mit Behinderungen unerlässlich ist.
Barrierefreiheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Das Thema Inklusion betrifft aber nicht nur die Menschen mit Behinderungen selbst, sondern auch das wirtschaftliche Potenzial der Gesellschaft. Eine Gesellschaft, die Barrieren abbaut, fördert nicht nur die Teilhabe, sondern nutzt auch die Talente und Fähigkeiten aller Menschen. Die Stiftung Gesundheit fordert klare Kriterien für barrierefreie Umgebungen. Diese reichen von höhenverstellbaren Möbeln in Arztpraxen bis hin zu Informationsmaterial in leichter Sprache. Die Vernetzung aller Akteure ist entscheidend, um die gesellschaftlichen und technischen Herausforderungen anzugehen.
In den nächsten Jahren werden viele Kommunen, wie bereits gemeldet, drastische Einsparungen in den Kulturetats planen, was die Finanzierung von Inklusionsmaßnahmen gefährden könnte. Daher bleibt die fortwährende Sensibilisierung und der Einsatz für Barrierefreiheit ein zentrales Anliegen für eine inklusive Gesellschaft.
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