Miriam Bavarel enthüllt die Schatten der Vergangenheit in Walle!

Am 9. Mai 2025 wird in der Stadtbücherei Bremen eine Lesung stattfinden, die das kollektive Gedächtnis aktivieren soll. Miriam Bavarel, die im Bremer Stadtteil Walle aufwuchs, wird aus ihrem Roman „Die Zeit der Waller Wölfinnen“ lesen. Der Roman behandelt Flucht, Verlust und Überleben in der Kriegs- und Nachkriegszeit um 1945 in Bremen.

Die Inspiration für die Erzählung stammt aus den Memoiren ihrer Mutter Gisela Potulski, die die Autorin 16 Jahre nach deren Tod entdeckte. Diese Erinnerungen, sowohl schriftlich als auch auf Tonband, flossen in Bavarels Werk ein, das Themen wie Liebe, Hass und den Verlust der Heimat umfasst. In den ersten Monaten des Jahres 2024 entstand der Roman, während Bavarel früh morgens am Schreibtisch saß und die unheilvollen Erlebnisse ihrer Protagonisten zu Papier brachte.

Der Einfluss der Familiengeschichte

Die Hauptfiguren des Romans sind Hella und Hannes, die in den letzten Kriegstagen und in der Zeit danach leben. Hella wird von ihrer Mutter und Großmutter in Walle großgezogen, während Hannes als „Wolfskind“ aus dem besetzten Ostpreußen flieht. Der Wolf, der im Titel des Romans eine zentrale Rolle spielt, symbolisiert sowohl Verlust als auch Überlebenswillen. Tausende ostpreußische Kinder, die nach dem Krieg in Litauen elternlos zurückgelassen wurden, sind weitere Inspiration für die Geschichte.

Miriam Bavarel hat zur Erforschung ihrer Thematik umfangreiche Recherchen betrieben und Augenzeugenberichte aus der Nachkriegszeit für ihren Roman genutzt. Besonders eindringlich werden die Erlebnisse im Bunker, die Flucht und die Herausforderungen der Nachkriegszeit beschrieben. Diese Darstellung ist nicht nur ein Blick in die eigene Familiengeschichte, sondern wirft gesellschaftliche Fragen über das Andenken und den Umgang mit der Vergangenheit auf.

Ein wichtiger literarischer Beitrag

Der Roman wird im März 2024 im Kellner-Verlag veröffentlicht. Bavarel sieht das Schreiben als Fortführung der Erinnerungsarbeit ihrer Mutter an. Gisela Potulski unterrichtete 30 Jahre an der Grundschule Nordstraße in Bremen und starb 2007. Die Autorin, die mit ihrem Ehemann und vier Kindern in Genf lebt, hat nur die ersten Jahre ihrer Kindheit in Walle verbracht, pflegt jedoch weiterhin enge Verbindungen zur Stadt.

Bavarel plant weitere Lesungen in Bremen im April und Mai 2024, welche die Relevanz ihrer Thematik im aktuellen Diskurs um Flucht und Vertreibung unterstreichen. Diese Themen bleiben in der deutschen Nachkriegsgeschichte von Bedeutung, sei es durch offizielle Gedenktage oder den Rahmen politischer Reden, wie jene von Richard von Weizsäcker, die an die Heimatvertriebenen erinnern und deren Leid anerkennen.

In einer Zeit, in der das Gedächtnis an die Schrecken des Krieges und die Vertreibung oft von neuen Herausforderungen überlagert wird, stellt Bavarels Werk eine wichtige Gelegenheit dar, die Erlebnisse und Erinnerungen der Betroffenen zu bewahren und zu reflektieren. Historische Narrative, ergänzt durch persönliche Geschichten, bieten wertvolle Einblicke in die komplexen Gemengelagen von Flucht und Identität in der Gesellschaft.

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