Kaiserleibrücke: Taubenschutz oder Baustellenkatastrophe?

Am 18. Februar 2025 wurden in Offenbach die Reinigungs- und Wartungsarbeiten an der Kaiserleibrücke (A661) bekannt gegeben, die im Auftrag der Autobahngesellschaft des Bundes durchgeführt werden. Diese Arbeiten stehen jedoch im Mittelpunkt eines Kontroverses, die Tierschutzorganisationen, Stadtbehörden und Anwohner gleichermaßen betrifft. Während die Autobahngesellschaft betont, dass die Maßnahmen notwendig sind, um versteckte Mängel zu identifizieren und die Brücke langfristig zu sichern, kritisieren Tierschützer das Vorgehen als potenziell schädlich für die dort nistenden Tauben.

Die Situation eskalierte insbesondere, als Informationen publik wurden, dass im Verlauf der Reinigungsarbeiten Gitter verschlossen wurden, wodurch mehr als 30 Tauben ohne Nahrung eingesperrt wurden. Tierschützerin Sarina Römer berichtete, sie habe eine Taube beobachtet, die verzweifelt versucht habe, zu ihrem Partner zu gelangen, der hinter einem Gitter gefangen war. Laut der Tierschützerin Gudrun Stürmer stellt dies ein „absolutes No-Go“ dar und sie warf der Autobahngesellschaft vor, die Tauben absichtlich eingesperrt zu haben. Die Autobahngesellschaft hingegen wies diese Vorwürfe zurück und erklärte, dass die Tauben weiterhin an zwei Stellen ein- und ausfliegen können.

Reaktionen der Stadt und Veterinärbehörden

Im Januar informierte die Stadt Frankfurt das Veterinäramt in Offenbach über die Vorwürfe bezüglich der Beeinträchtigung der Taubenpopulation. Monika Grimm, die Leiterin des Amtes für Veterinärwesen und Verbraucherschutz, stellte jedoch klar, dass die Arbeiten nicht von der Stadt Offenbach veranlasst wurden. Nach einer Überprüfung fanden die Behörden keine Beweise für Schäden an den Tieren. „Unsere Auswertung von Bild- und Videomaterial ergab keine Verstöße gegen das Tierschutzgesetz[…]. Alle beobachteten Tauben wirkten gesund“, erklärt Grimm weiter.

Der Bericht des Offenbacher Veterinäramtes führte zur Beruhigung der Situation. Es wurde festgestellt, dass mehrere offene Zu- und Ausgänge für die Tauben vorhanden sind. Diese ermöglichen den Vögeln, über Abwasserrinnen ein- und auszufliegen, wodurch ihre Freiheit gewahrt bleibt. Weitere regelmäßige Kontrollen der Brücke wurden vereinbart, um sicherzustellen, dass die Taubenpopulation nicht gefährdet wird, während gleichzeitig die notwendigen Reinigungsarbeiten durchgeführt werden.

Zukünftige Pläne und Tierschutz

Trotz der Beruhigung der Situation bestehen weiterhin Bedenken über die langfristigen Pläne der Autobahngesellschaft. Eine langfristige Schließung der Zugänge zum Innenbereich der Brücke ist in Planung, was laut Tierschützerin Stürmer dazu führen könnte, dass die Tauben neue Niststätten in angrenzenden Bürogebäuden suchen. Grimm betont jedoch, dass die Brücke kein geeigneter Ort für einen Taubenplatz sei und die Vögel sich bereits einen anderen Nistplatz suchen würden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Reinigungsarbeiten an der Kaiserleibrücke nicht nur technische Herausforderungen mit sich bringen, sondern auch ethische Fragen aufwerfen, die den zwischenmenschlichen Umgang mit der Tierwelt betreffen. Der Konflikt zwischen den Bedürfnissen des Tierschutzes und den Anforderungen an die Infrastruktur wird in den kommenden Monaten weiter an Bedeutung gewinnen und erfordert sorgfältige Abwägungen aller Beteiligten.

Für detaillierte Informationen zu den Reinigungsarbeiten an der Kaiserleibrücke und den nachfolgenden Entwicklungen verweisen wir auf die Berichte von Rhein Main Verlag, die Stellungnahme der Tierschutzorganisationen auf op-online sowie den Kontext der aktuellen Situation in der Region durch weitere Analysen.

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