Kölns Schwimmbecken in der Krise: Kinder bleiben oft Nichtschwimmer!

In Köln stehen die Lehrschwimmbecken vor gravierenden Problemen. Weniger als die Hälfte der insgesamt neun Becken sind aktuell nutzbar. Fünf dieser Becken sind aufgrund dringenden Sanierungsbedarfs außer Betrieb, und zwei, die LVR-Anna-Freud-Schule und das Schwimmbecken an der Rochusstraße in Bickendorf, wurden dauerhaft stillgelegt. Auch die Gemeinschaftsgrundschule Hohe Straße in Porz musste ihr Becken aus statischen Gründen sperren. Um den Mangel an Schwimmflächen zu beheben, ist der Bau eines neuen Lehrschwimmbeckens an der Berliner Straße geplant, dessen Fertigstellung jedoch frühestens im Jahr 2028 erfolgen soll. Angesichts dieser besorgniserregenden Situation fordert die SPD ein Sofortprogramm zur Erhaltung der Lehrschwimmbecken.

Die Auswirkungen dieser Entwicklung sind dramatisch. Eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2022 zeigt, dass 20 Prozent der Grundschulkinder in Köln als Nichtschwimmer gelten. In sozial benachteiligten Stadtteilen berichten Schulleitungen sogar von bis zu 50 Prozent Nichtschwimmern nach dem vierten Schuljahr. Darunter leiden insbesondere Kinder aus einkommensschwächeren Familien: 50 Prozent der Kinder aus Haushalten mit einem Nettoeinkommen unter 2500 Euro können nicht schwimmen. Durchschnittlich müssen weitere 25 Prozent der Grundschulkinder als unsichere Schwimmer eingestuft werden.

Schwimmen lernen – aber wie?

Laut der DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) sind Kinder erst dann sichere Schwimmer, wenn sie das Schwimmabzeichen Bronze, das Freischwimmer-Abzeichen, erworben haben. Dennoch glauben viele Eltern fälschlicherweise, dass das Seepferdchen, ein erstes Schwimmabzeichen, den Nachweis für sicheres Schwimmen belegt. Diese Missinterpretation ist besorgniserregend, da laut DLRG schätzungsweise 58 Prozent der Kinder am Ende der Grundschule keine sicheren Schwimmer sind. Zudem haben 21 Prozent der Kinder, die von ihren Eltern als sicher oder unsicher eingestuft werden, kein Schwimmabzeichen abgelegt.

Um dem Missstand entgegenzuwirken, wird in Köln das Programm „Sicher schwimmen“ gefördert. Dieses unterstützt Grundschulen mit Schwimmassistenzkräften. Sportdezernent Robert Voigtsberger betont die Anstrengungen der Stadt, die Zahl der Nichtschwimmer zu reduzieren. Jährlich stellt die Stadt Köln hierfür 1,2 Millionen Euro zur Verfügung. Trotz der eingeschränkten Nutzung der Lehrschwimmbecken wird der Schwimmunterricht in der Primarstufe nach Lehrplan durchgeführt. In Kölner Grundschulen, besonders in sozialen Brennpunkten, werden zudem Schwimmförderkurse angeboten.

Es lässt sich festhalten, dass die Situation in Köln dringend Handlungsbedarf erfordert. Die Kombination aus fehlenden Schwimmbecken und der damit verbundenen sinkenden Schwimmfähigkeit der Kinder könnte langfristige Folgen für die Sicherheit im Wasser haben. Es bleibt abzuwarten, wie die Stadt Köln mit der Herausforderung umgeht und ob die geforderten Maßnahmen schnell und nachhaltig umgesetzt werden können.

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