Klöckner fordert: Kirche soll Seelsorge über Politik stellen!

Jutta Klöckner, die neue Bundestagspräsidentin, hat während ihrer Rede bei der konstituierenden Sitzung des neuen Bundestags am 23. April 2025 auf die Rolle der Kirche in der Gesellschaft hingewiesen. In einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ äußerte sie scharfe Kritik an der politischen Einmischung der Kirchen in Deutschland. Klöckner fordert die Kirchen auf, sich verstärkt auf die Seelsorge der Menschen zu konzentrieren und weniger politisch aktiv zu sein. Ihre Aussagen haben eine Debatte über die Bedeutung und die Grenzen politischen Engagements von Kirchen ausgelöst.

Die Bundestagsabgeordnete und CDU-Politikerin stellt fest, dass die Kirche sich zunehmend wie eine Nichtregierungsorganisation verhält, indem sie Stellungnahmen zu aktuellen politischen Themen abgibt. Klöckner warnt, dass die Kirchen durch dieses Engagement „austauschbar“ werden könnten und nicht mehr in der Lage seien, grundlegende Fragen ihres Glaubens zu thematisieren. Dies spiegelt sich in der umfassenden Debatte wider, die durch ihren Kommentar angestoßen wurde. Kirchliche Vertreter aus dem Kreis Bad Kreuznach vertreten hingegen eine andere Perspektive und betonen die nötige politische Stimme der Kirchen in der heutigen Gesellschaft.

Politische Stimmen und Widerstand

Die Äußerungen Klöckners finden sowohl Zustimmung als auch Widerstand. Unterstützer wie Thorsten Frei (CDU) unterstützen ihre Position und hinterfragen, inwieweit sich die Kirchen tagespolitisch engagieren sollten. Im Gegensatz dazu äußern prominente Politiker wie Lars Castellucci (SPD) Kritik an Klöckners Aussagen und betonen, dass es nicht ihre Aufgabe sei, den Kirchen Ratschläge zu erteilen. Auch Karl Lauterbach (SPD) sowie Britta Haßelmann (Grüne) haben die Bedeutung der politischen Stimme der Kirchen hervorgehoben. Insbesondere der Tod von Papst Franziskus wird als Verlust einer wichtigen politischen Stimme der katholischen Kirche betrachtet, die sich stets um die Belange der Armen und Schwächsten gekümmert hat.

Armin Laschet (CDU) hob in diesem Zusammenhang das Engagement von Papst Franziskus für die sozialen Belange seiner Gemeinde hervor und stellte klar, dass das politische und soziale Engagement der Kirchen zentral für die Gesellschaft sei. Annette Schavan (CDU) ging sogar so weit, die Kritik an der politischen Rolle der Kirchen als verfehlt zu bezeichnen und betonte, dass das Christentum von Beginn an ein politisches Element beinhaltete.

Die Geschichte der kirchlichen Sozialpolitik

Um die aktuelle Debatte um die Rolle der Kirchen in der Politik besser zu verstehen, ist es sinnvoll, einen Blick auf die Geschichte und Traditionen zu werfen. Die katholische Kirche hat sich historisch mit sozialen und politischen Themen auseinandergesetzt. Dies begann nicht erst im 19. Jahrhundert mit der Arbeiterfrage, sondern umfasst zahlreiche Themen wie Armut, Reichtum, Sklaverei, Krieg und Frieden. Die Kirche hat sich im Laufe der Jahrhunderte stets um ethisch verantwortbare Lebensbedingungen in einer sich wandelnden Gesellschaft bemüht.

Wichtige Dokumente wie die Enzyklika „Rerum novarum“ von Papst Leo XIII. aus dem Jahr 1891 verdeutlichen die Notwendigkeit eines staatlichen Sozialschutzes und die Bedeutung der sozialen Bindungen im Eigentum. Diese sich entwickelnde Soziallehre der Kirche zeigt, dass sie keine starren Positionen vertritt, sondern flexibel auf die sozialen Herausforderungen reagiert.

Die katholische Sozialbewegung hat in der Bundesrepublik Deutschland entscheidend zur Ausgestaltung des politischen Kontextes beigetragen, vor allem durch Organisationen wie die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB). Auch wenn der Einfluss dieser Bewegung in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat, bleibt es eine zentrale Aufgabe der Kirche, sich zu sozialen und politischen Fragen aktiv zu äußern.

Die heutige Diskussion um die Rolle der Kirchen zeigt, wie wichtig es ist, dass sie ihre Stimme in die gesellschaftlichen und politischen Debatten einbringen. Schließlich können soziale und wirtschaftliche Verhältnisse das Glaubensleben beeinflussen, auch wenn die Kirche darauf hinweist, dass nicht jede Lösung für soziale Probleme disziplinarisch erzwungen werden kann.

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