Ein fulminantes Fest: Kálmáns Gräfin Mariza begeistert in Kaiserslautern!
Das Pfalztheater Kaiserslautern gastierte in Heilbronn mit einer opulent ausgestatteten Inszenierung von Emmerich Kálmáns Meisterwerk „Gräfin Mariza“. Die Regie unter Aylin Kalp thematisiert den Untergang einer Gesellschaft und die damit verbundenen Feierlichkeiten. Diese Operette, die 1924 uraufgeführt wurde, spiegelt die nostalgische Verklärung einer vergangenen Welt wider, symbolisiert durch einen prächtigen Kronleuchter, und reflektiert das Ende der Habsburger Doppelmonarchie nach dem Ersten Weltkrieg.
Die Aufführung ist als „Tanz auf dem Vulkan“ konzipiert, eine überzeichnete Darstellung einer hedonistischen Gesellschaft, deren Protagonisten die Verwundungen des Krieges sowie den wirtschaftlichen Ruin des Grafen Tassilo verkörpern. Im Zentrum steht die Gräfin Mariza, eine reiche, verwöhnte Dame, die die Gefühlskälte der High Society kennt. In der Inszenierung werden die emotionalen Spannungen zwischen Tassilo und Mariza im Dritten Akt spürbar, als sie sich treffen, jedoch keine erlösende Aussprache finden. Das Happy End ergibt sich schließlich, als Fürstin Cuddenstein Tassilos verpfändete Güter zurückkauft.
Musikalische Eindrücke
Die Pfalzphilharmonie Kaiserslautern unter dem Leitung von Massimiliano Iezzi bringt die Melodien Kálmáns mit Verve und Esprit zum Leben. Höhepunkte der Aufführung sind die feurigen Csárdás, die als temperamentvoller Gegenpol zu den Walzern wirken. Alexander Geller als Graf Tassilo und Caroline Melzer als Gräfin Mariza überzeugen mit ihren leidenschaftlichen Darbietungen und verleihen den bekannten Liedern und Duetten Glanz.
Die Besetzung umfasst außerdem markante Charakterdarsteller wie Johannes Fritsche und Johannes Hubmer sowie Valerie Gels als Tassilos Schwester Lisa. Der Chor des Pfalztheaters begeistert mit fulminanten Einsätzen und trägt zur dichte Atmosphäre der Inszenierung bei. Choreographien von Elisabeth Margraf unterstreichen den Kampf der Gesellschaft, während humorvolle Szenen mit Tassilo das Publikum begeistern.
Historischer Kontext
Emmerich Kálmán, geboren am 24. Oktober 1882 in Siófok, Ungarn, zählt zu den bedeutendsten Komponisten der Wiener Operette des 20. Jahrhunderts. Bekannt wurde er unter anderem durch Werke wie „Die Csárdásfürstin“ und „Gräfin Mariza“. Kálmán, ursprünglich als Konzertpianist ausgebildet, wandte sich aufgrund gesundheitlicher Probleme der Komposition zu. Sein Stil fusioniert ungarische Volksmusik mit dem Wiener Walzer und amerikanischem Jazz, was ihn zu einem der führenden Komponisten der „Silbernen Ära“ macht. Trotz seiner jüdischen Herkunft musste Kálmán 1938 Österreich verlassen, emigrierte über die USA nach Europa und starb 1953 in Paris.
Die Zeitlosigkeit von „Gräfin Mariza“ wird in der Inszenierung eindrucksvoll unterstrichen. Mit der leidenschaftlichen Darbietung heimste das Ensemble nicht nur herzlichen Applaus, sondern auch begeistertes „Bravo“ vom Publikum ein. Die Aufführung lässt die Zuschauer sowohl die Melancholie als auch die Lebendigkeit einer vergangenen Ära spüren, die Kálmán meisterhaft in Musik und Handlung eingefangen hat.
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