Bahn-Reaktivierung in Merzig: Zukunftsängste und Bürgerproteste!

Am 9. Mai 2025 wurde bekannt, dass die Reaktivierung der Bahnstrecke zwischen Merzig und Losheim am See auf Widerstand stößt. Das Mobilitätsministerium in Losheim stellte eine Machbarkeitsstudie vor, die die Diskussion in den politischen Gremien anheizte. Die Ergebnisse dieser Studie schlossen die Strecke Merzig – Losheim aufgrund eines positiven Kosten-Nutzen-Verhältnisses ein, was theoretisch die Voraussetzungen für eine Förderung durch den Bund erfüllte. Trotz dieser Erkenntnisse sprachen sich der Stadtrat von Merzig und der Gemeinderat von Losheim mehrheitlich gegen die Reaktivierung aus. Die Argumente gegen die Reaktivierung wurden als nachvollziehbar erachtet, doch ein eindeutiges Votum blieb aus.

Die Bedenken bezüglich der Reaktivierung sind vielschichtig. So befürchtet die Stadt Merzig, dass die Entwicklung des ehemaligen Villeroy & Boch-Geländes, das sich über 250.000 m² erstreckt, negativ beeinträchtigt wird. Ein zusätzlicher Bahnübergang ist laut Ministerium nicht möglich, was die Entwicklung zusätzlich behindern würde. Des Weiteren könnte die Reaktivierung die Lärmbelastung für die Anwohner erhöhen, insbesondere durch den geplanten Halbstundentakt und möglichen Güterverkehr, ohne dass aktiver Lärmschutz vorgesehen wäre. Anwohner müssten selbst für Lärmschutzmaßnahmen sorgen.

ÖPNV-Situation und Alternativen

Die Stadtverwaltung wies auf weitere Probleme hin: So könnten die Vorteile der Reaktivierung die bestehende Buslinie R1 ersetzen, was einer Verschlechterung der ÖPNV-Situation für die Bürger gleichkäme. Ein neues Bussystem müsste zudem finanziell von Landkreis und Stadt getragen werden. Der Vorschlag eines 30-Minuten-Taktes für die Züge könnte außerdem zu Verkehrsbehinderungen und höheren Kosten für erforderliche Straßenumbauten führen. Dies könnte die Lebensqualität der Anwohner weiter reduzieren.

Die geschätzten Investitionskosten für die Reaktivierung belaufen sich auf bis zu 49 Millionen Euro, wobei nicht ausgeschlossen ist, dass die tatsächlichen Kosten noch höher ausfallen werden. Die Finanzierung der Infrastrukturmaßnahmen und der laufenden Betriebskosten gestaltet sich als unklar, was eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Zudem wurde darauf hingewiesen, dass die Reaktivierung frühestens im Jahr 2040 erfolgen könnte, da die Bahntrasse bis zu diesem Zeitpunkt stillgelegt bleiben müsste.

In Anbetracht dieser vielschichtigen Herausforderungen schlägt die Stadt Merzig alternative Konzepte vor. Statt einer Eisenbahnreaktivierung wird ein Ausbau eines Radweges und ein alternatives E-Bus-System favorisiert. Der Dialog zur Entwicklung nachhaltiger Mobilitätslösungen bleibt für Merzig ein offenes Thema. Der Ministerrat plant, vor der Sommerpause 2025 eine definitive Entscheidung über die Reaktivierung möglicher Bahnstrecken zu fällen, jedoch scheinen die Ressourcen begrenzt, was eine Priorisierung erfordert. Der Kreistag und der Ministerrat werden voraussichtlich nicht anders entscheiden, als die bestehende Haltung zu bestätigen.

Die Diskussion über die Zukunft der Bahnstrecke Merzig – Losheim wirft die grundlegende Frage auf: Wurden mit der Ablehnung der Reaktivierung Chancen für eine nachhaltige Verkehrsinfrastruktur möglicherweise vertan? Diese Fragestellung wird die lokale Politik sicherlich weiterhin beschäftigen.

Saarbrücker Zeitung berichtet über die politische Haltung zu dieser Thematik. Auch die offizielle Stellungnahme der Stadt Merzig zur Ablehnung der Reaktivierung ist in einer Mitteilung auf merzig.de nachzulesen. Zusätzliche Informationen zur strategischen Planung der Eisenbahninfrastruktur finden sich im Dokument von TU Wien.

Details
Quellen