Handwerkskammer kontrolliert Barbershops: Droht das Ende für die Meisterpflicht?
In der Zeit vor Ostern führten die Handwerkskammer Dresden und das Ordnungsamt am 23. April 2025 umfangreiche Kontrollen in über zwei Dutzend Barbershops in Sachsen durch. Der Anlass für die Überprüfungen waren Verbraucherberichte über das Umgehen der Meisterpflicht, die für den Betrieb von Barbershops und Friseursalons in Deutschland vorgeschrieben ist. In der Dresdner Neustadt wurden zwölf Barbershops genauer unter die Lupe genommen, während weitere Kontrollen in Städten wie Pirna, Bautzen, Weißwasser, Löbau und Zittau in Zusammenarbeit mit dem Hauptzollamt Dresden stattfanden.
Andreas Brzezinski, der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden, berichtete, dass in der Mehrheit der geprüften Betriebe kein Handwerksmeister vor Ort war. Dies ist besonders besorgniserregend, da die gesetzliche Regelung in Deutschland eine Meisterpräsenz zwingend vorschreibt. Ein Betriebsleiter mit Meisterbrief darf zwar angestellt werden, muss jedoch zum Zeitpunkt der salonartigen Arbeiten anwesend sein, um die Durchführung der Dienstleistungen und die Einhaltung der Hygienevorschriften zu überwachen.
Die Kontrollen und ihre Ergebnisse
Die Handwerkskammer stellte fest, dass 99 Prozent der gewerblichen Tätigkeit in Barbershops Herrenhaarschnitte und Bartpflege umfassen. Insbesondere Barbiere, die lediglich Bärte frisieren, benötigen keinen Meisterbrief, dürfen jedoch keine Haarschnitte an Kunden durchführen. Diese Notwendigkeit bedeutet, dass der Markt für Barbershops in den letzten Jahren zunehmend umkämpft ist, was zu einem Anstieg der Anfragen an die Handwerkskammer geführt hat. Die Friseurbranche sieht sich angegriffen, da viele Friseure befürchten, dass Barbershops das klassische Handwerk verdrängen und Preise drücken.
Ein Friseurmeister berichtete von Preisdumping. Die Barbershops bieten Haarschnitte zu Preisen zwischen 10 und 15 Euro an, was Friseuren, die an gesetzliche Vorschriften und Abgaben gebunden sind, nicht möglich ist. Bei nachgewiesenen Verstößen gegen die Meisterpflicht kündigte die Handwerkskammer an, Verfahren zur Löschung der Betriebserlaubnis einzuleiten. Die betroffenen Unternehmen sind verpflichtet, schriftlich Stellung zu den Feststellungen zu nehmen und Nachweise über ihre Anwesenheitspflichten zu erbringen.
Kritik und Herausforderungen in der Branche
Die Kontrollen decken nicht nur Verstöße gegen die Meisterpflicht auf, sondern auch mögliche illegale Beschäftigung und Schwarzarbeit. Der Zoll prüft regelmäßig die ordnungsgemäße Anmeldung der Beschäftigten und die Einhaltung der Mindestlohnvorschriften. Die Friseurin Nadine vom „Fusselkopp“ äußerte Bedenken über die Qualität des Handwerks und die Konkurrenz durch Barbershops. Diese Kritik wird durch die allgemeinen Vorwürfe verstärkt, dass einige Barbershops Friseurleistungen ohne Meister anbieten und unter Tarif einstellen.
Besonders in Großstädten wie Frankfurt am Main und Stuttgart verzeichnete die Branche einen Boom an Barbershops. Während ein Barbershop in Stuttgart nur drei von zehn Betrieben offiziell gemeldet erkannte, gelingt es anderen Betrieben wie dem Torreto Barbershop, wo kostenpflichtige Herrenhaarschnitte 36 Euro betragen, sich an beeindruckende Standards zu halten. Die Klage über den Personalmangel bei den zuständigen Behörden erschwert zudem die Kontrollen und die Durchsetzung von Vorschriften.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Handwerkskammer und die Aufsichtsbehörden weiteren Kontrollen in der Zukunft planen, um sicherzustellen, dass die Vorschriften zum Schutz des Handwerks eingehalten werden. Die Konkurrenz durch Barbershops bleibt ein heißes Thema in der Friseurbranche, die zunehmend unter Druck gerät, sich den veränderten Marktbedingungen anzupassen.
Sächsische.de berichtet, Tag24.de informiert, und Deutsche-Handwerks-Zeitung.de liefert zusätzlichen Kontext.
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