Digitale Hexenführung in Fulda: Entdecke die dunkle Vergangenheit!

Am 10. April 2025 wurde im Marmorsaal des Fuldaer Stadtschlosses eine neue digitale Stadtführung über die Hexenverfolgung in Fulda vorgestellt. Mit der App „Doyo“ können Nutzer die düstere Geschichte der Hexenverfolgung nacherleben und das Schicksal von Merga Bien, einer der prominentesten Opfer, verfolgen. Diese innovative App bietet eine interaktive Tour, die sowohl für Geschichtsinteressierte als auch für Jugendliche ab 12 Jahren geeignet ist.

Laut der Fuldaer Zeitung wurden zwischen 1600 und 1607 mehr als 270 Frauen und Männer in Fulda wegen vermeintlicher Hexerei hingerichtet. Diese Zahl ist Teil eines erschreckenden größeren Kontextes: In ganz Europa erlitten schätzungsweise 60.000 Menschen aufgrund von Hexenverfolgung das Todesurteil. Die meisten der Hingerichteten waren Frauen, unter ihnen auch die Hausfrau Merga Bien, deren Lebensgeschichte von der Heimatforscherin Ingrid Möller-Münch eingehend recherchiert und dokumentiert wurde.

Die Historische Dimension der Hexenverfolgung

Die Hexenverfolgung war ein weit verbreitetes Phänomen in Europa, das seinen Höhepunkt zwischen 1450 und 1750 erreichte. Während dieser Zeit fanden schätzungsweise 100.000 bis 110.000 Hexenprozesse statt, von denen zwischen 40.000 und 60.000 mit Hinrichtungen endeten. Diese Ereignisse sind oft geprägt von Aberglauben und der Angst vor Magie, die insbesondere in Zeiten von Missernten und Unglücken zunahm. Im Heiligen Römischen Reich, zu dem auch Fulda gehörte, waren die Verfolgungen besonders brutal.

Merga Biens Prozessakten, die zu den wenigen erhaltenen Dokumenten dieser Zeit zählen, geben einen Einblick in die Mechanismen, die zu den tödlichen Urteilen führten. Möller-Münch hat festgestellt, dass viele Schicksale von Frauen nicht dokumentiert sind, was die Bedeutung der neuen digitalen Gedenkstätte noch verstärkt. Diese Initiative soll dazu dienen, nicht nur Biografien wie die von Merga Bien zu würdigen, sondern auch das Schicksal aller Opfer der Hexenverfolgung sichtbar zu machen.

Interaktive Elemente und Engagement der Gemeinschaft

Beate Kann, Vorsitzende des Fördervereins Frauenzentrum, hob die kontinuierliche Arbeit des Vereins für das Thema Hexen in Fulda hervor, die mittlerweile fast 30 Jahre umfasst. Sebastian Brähler, Geschäftsführer von Kaleidos::code, erläuterte, wie die App interaktive Elemente und KI-gestützte Charaktere verwendet, um die Geschichte lebendig darzustellen. Die Tour ist für Personen ab zwölf Jahren empfohlen, da sie sich mit sensiblen Themen befasst. Auch Kaharina Roßbach, Frauenbeauftragte der Stadt Fulda, dankte den engagierten Frauen und Institutionen, die zur Aufklärung der Geschichte beigetragen haben.

Die digitale Tour umfasst insgesamt neun Standorte, die mit dem Leben von Merga Bien verbunden sind. Dazu zählen ihr Wohnhaus sowie der Ort der Hexenverbrennungen. Die Tour wird mit fiktiven Dialogen bereichert, die historisch korrekt sind und die Emotionen jener Zeit widerspiegeln. Damit ist die App nicht nur ein Lerninstrument, sondern auch ein Beitrag zur historischen Erinnerungskultur.

Zusätzlich zur Hexenführung werden in der Doyo-App fünf weitere Touren angeboten: „Das Fuldaer Barockviertel“, „100 Jahre jüdisches Leben in Fulda“, die Kinder- und Familientour „Durch die Sternenstadt“, „Mörderische Heimat“ und „Bonifatiusstieg“. Diese diversifizierte Angebotspalette zeigt die Bemühungen, die historische sowie kulturelle Vielfalt Fuldas zu präsentieren und eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen.

Insgesamt wird mit dieser digitalen Stadtführung ein wichtiger Schritt unternommen, um die Geschichte der Hexenverfolgung in Fulda nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, sondern aktiv ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Die Aufarbeitung dieser dunklen Zeit der Geschichte bleibt ein relevantes Thema, nicht nur für die Stadt, sondern für die gesamte Gesellschaft.

Weitere Informationen finden Sie in den Beiträgen von Fuldaer Zeitung, Osthessen-News und Polithema.

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