Wald-Gefahr: Wolf verfolgt Reiterinnen bei Greifenstein über 20 Minuten!

Am 29. Dezember 2024 erlebten zwei Reiterinnen, Anika Haas und Marion Mutz, eine alarmierende Begegnung mit einem Wolf im Wald bei Greifenstein, im Lahn-Dill-Kreis. Bevor die Reiterinnen den Wolf bemerkten, waren sie zusammen mit ihren Pferden und zwei Hunden auf einem Ausritt. Die Situation eskalierte schnell, als der Wolf hinter ihnen auftauchte und sie über einen Zeitraum von mehr als 20 Minuten verfolgte. Dabei dokumentierte ein Video das Geschehen, in dem die Reiterinnen laut riefen, um das Tier zu verscheuchen. Diese Sichtung wurde später vom Hessischen Wolfszentrum nach einer eingehenden Analyse des Videos bestätigt, wie merkur.de berichtet.

Die Reiterinnen machten deutlich, dass sie Angst aufgrund der Größe des Tieres verspürten. Moritz Frey von Hessenforst erläuterte, dass Wölfe oft die Situation genau beobachten und Reiter auf Pferden nicht als Bedrohung wahrnehmen. Das Wolfsterritorium Greifenstein, eines von sechs in Hessen, ist seit dem Monitoringjahr 2022/23 kategorisiert, wobei in der Region seit etwa 2020 sporadisch Wölfe gesichtet werden. In den letzten Jahren wurden insgesamt fünf Wolfsterritorien in Hessen identifiziert, darunter auch Greifenstein als Einzeltier.

Verhaltensanpassungen und Empfehlungen

Die Reaktionen der Reiterinnen nach dem Ereignis waren unterschiedlich. Während Anika Haas den Wald fortan meidet, geht Marion Mutz nur mit Pfefferspray in die Wälder und ist weiterhin verängstigt. Das Hessische Wolfszentrum stellte klar, dass die Begegnung aufgrund des als „wolfstypisch“ klassifizierten Verhaltens eher selten, doch nicht als gefährlich einzustufen sei. Es wurde ebenfalls darauf hingewiesen, dass die Reiterinnen in der Situation ruhig bleiben, Lärm machen und sich langsam zurückziehen sollten.

Die Einschätzung des Wolfsverhaltens ist angesichts der allgemeinen Debatte um den Umgang mit Wölfen relevant. Diese Debatte wurde insbesondere im Vorfeld der Landtagswahl 2023 intensiv geführt. Der Wolf, der in Hessen unter den Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes fällt, galt in Deutschland vor etwa 150 Jahren als ausgestorben. Durch gezielte Schutzmaßnahmen konnte die Art jedoch seit den 1990er Jahren wieder zurückkehren.

Wölfe in Hessen

Der erste nachgewiesene zurückgekehrte Wolf in Hessen wurde 2008 im Reinhardswald festgestellt. Seitdem befasst sich das hessische Wolfsmonitoring kontinuierlich mit der Erfassung von Wolfsterritorien. In der aktuellen Bilanz sind im Monitoringjahr 2024/25 insgesamt 48 Wolfsterritorien bekannt, darunter 42 Rudel und 4 territoriale Einzeltiere. Der Wolf in Greifenstein ist bislang als nicht verhaltensauffällig eingestuft worden, obwohl die Region eine Zunahme der Rissfunde verzeichnet, was ein gewisses Maß an Sensibilität für mögliche Wolfskontakte erfordert.

Das Hessische Wolfszentrum hat weiterhin signalisiert, dass der Wolf in Hessen seit Kurzem auch unter das Jagdrecht fällt, was jedoch vorerst keine konkreten Auswirkungen auf den Schutzstatus hat. Diese Entwicklungen werden weiterhin genau verfolgt, während die Bevölkerung in der Region sensibilisiert wird, um sicherere Begegnungen mit Wölfen zu gewährleisten. Die Reiterinnen erleben eine herausfordernde Zeit, da sie mit den Ängsten um ihre Sicherheit und den Respekt für die zurückkehrenden Wölfe umgehen müssen, die Teil der hessischen Natur sind. Im Sinne des Biotops und der Tierwelt wird eine informierte Diskussion über den Schutz und den Umgang mit Wölfen unerlässlich sein.

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