Hanau im Fokus: Diskussion über neue Arbeitsmarkt-Reformen und Bürgergeld!

Am 8. Mai 2025 diskutierten Heike Hengster, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Hanau, und der CDU-Bundestagsabgeordnete Pascal Reddig über die aktuellen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt und den Koalitionsvertrag zwischen den CDU/CSU und SPD. Ein zentrales Thema war die geplante Reform des Bürgergeldes, das künftig durch eine „Neue Grundsicherung“ ersetzt werden soll, um den Anforderungen einer modernen Arbeitswelt gerecht zu werden. Reddig betont den Grundsatz: „Wer arbeiten kann, soll arbeiten gehen“. Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten können, sollen jedoch weiterhin Unterstützung vom Sozialstaat erhalten.

Die Reform sieht auch vor, dass Personen, die sich aus Prinzip dem Arbeitsmarkt verweigern, Sanktionen befürchten müssen. Für eine effektive Implementierung wird ein „Haus rund um das Erwerbsleben“ eingerichtet, welches die Zusammenarbeit zwischen der Stadt Hanau, die ab dem 1. Januar 2026 kreisfrei ist, und der Agentur für Arbeit stärken soll. Dieses neue Konzept zielt darauf ab, das Jobcenter, das Sozialamt und das Amt für Wohnhilfen unter einem Dach zusammenzuführen.

Gemeinsame Jugendberufsagentur und Personalressourcen

Im Rahmen der Reform wird auch eine gemeinsame Jugendberufsagentur für Hanau ins Leben gerufen. Dies ist ein Teil der Bestrebungen, Menschen schneller in Arbeit zu vermitteln und den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Hengster äußerte den Wunsch nach einer guten personellen Ausstattung von der neuen Bundesregierung und betonte: „Niemand soll verloren gehen“. Die angespannte wirtschaftliche Lage spiegelt sich allerdings auch im Arbeitsmarkt wider; besonders im Pflegebereich und Dienstleistungssektor sind Stellenwachstums vorhanden, während das produzierende Gewerbe stagnierend bleibt.

Zusätzlich zur Diskussion in Hanau hat das IAB iab.de vor Kurzem die Ergebnisse einer umfangreichen Erhebung veröffentlicht. Diese Erhebung ist Teil der Evaluation des Bürgergeld-Gesetzes, das 2023 in Kraft trat. Laut Dr. Sarah Bernhard variieren die Bewertungen der Bürgergeld-Reform durch die Jobcenter erheblich. Während hochspezialisierte Förderungen wie ganzheitliches Coaching positiv wahrgenommen werden, gibt es Kritik an den Karenzzeiten für Wohnen und Vermögen, die sozialen Härten abhelfen sollen.

Anpassung an die Realität der Jobcenter

Die Befragung, die über 300 Teilnehmer umfasste, hat ergeben, dass das Budget für Eingliederungsleistungen und Verwaltungskosten um 11 Prozent niedriger ist als im Vorjahr, was von 70 Prozent der Führungskräfte als unzureichend bewertet wird. Zudem befürchten viele Jobcenter-Beschäftigte, dass die Übertragung der Weiterbildungsberatung und -finanzierung auf die Agenturen für Arbeit Nachteile für die Berechtigten des Bürgergeldes mit sich bringen könnte. Fast zwei Drittel der Jobcenter-Geschäftsführungen sehen den Verwaltungsaufwand als größtes Hemmnis für effektive Beratung und Vermittlung.

Die Karenzzeit für Vermögen spielt in der Praxis eine untergeordnete Rolle, während die Wohnsituation in Beratungen häufig zur Sprache kommt. Ein Großteil der Jobcenter-Mitarbeiter erachtet berufliche Weiterbildung als langfristig hilfreichere Strategie im Vergleich zur Vermittlung in Hilfstätigkeiten. Zudem hat sich der Anteil nachhaltiger Arbeitsaufnahmen in den letzten zehn Jahren von 57 Prozent im Jahr 2013 auf 68 Prozent im Jahr 2023 erhöht. Eine Einigkeit über den Reformbedarf der Grundsicherung für Arbeitsuchende ist unter den Befragten jedoch klar erkennbar.

Die Auswertung durch das IAB betrachtet die Zugänge und Leistungen sowie den Eingliederungs- und Beratungsprozess. Ziel ist es, die Auswirkungen der Reform auf die relevanten arbeitsmarktpolitischen Zieldimensionen zu beleuchten. Bereits bei der ersten Erhebung wurde deutlich, dass zentrale Fragen zum Auftrag der Grundsicherung ungeklärt blieben und die politischen Erwartungen an das Bürgergeld als zu hoch eingeschätzt werden.

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