Siemens-Türme am Kaiserlei: Abriss oder neues Stadtquartier?

Die Zukunft der Siemens-Türme am Offenbacher Kaiserlei steht vor einer entscheidenden Wende. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, zieht sich die Becken-Gruppe, die ursprünglich an der Revitalisierung der ikonischen Türme beteiligt war, aus dem Projekt zurück. Dies eröffnet neue Perspektiven für das Areal, denn die Frankfurter ABG Holding steht in Verhandlung über den Erwerb des Grundstücks von der Adler Group.

In den laufenden Verkaufsverhandlungen hat sich der Preis für das Areal auf 60 Millionen Euro reduziert, was als akzeptabel angesehen wird. Der erste Planungsentwurf der ABG zeigt jedoch erhebliche Unterschiede zu den städtischen Vorstellungen. Offenbach strebt einen Mix aus studentischem Wohnen, Gewerbe sowie gefördertem und freiem Wohnraum an. Oberbürgermeister Felix Schwenke unterstreicht die Bedeutung von Wohnqualität und einer hohen Aufenthaltsqualität in einem geplanten Wohn- und Gewerbegebiet.

Städtische Anforderungen und Rückschläge

Ursprünglich waren 1500 Studentenwohnungen für das Areal vorgesehen. Diese Pläne wurden jedoch verworfen; die ABG plant nun maximal ein Fünftel dieser Zahl, die nur in einem von vier Blöcken realisiert werden soll. Der städtebauliche Vertrag regelt, dass abweichende Pläne kein Baurecht haben und somit die Anforderungen der Stadt Offenbach für geförderten Wohnungsbau schwer zu erreichen sind. Die städtischen Leitlinien verlangen, dass 30% des neuen Wohnraums gefördert sein müssen, was als herausfordernd gilt.

Ein geplanter neuer Standort für ein bestehendes Hotel sowie ein Parkhaus an der Strahlenbergerstraße sind Teil der ABG-Planungen. Gewerbeflächen sollen den Abschluss bis zur Goethestraße bilden, während an der Strahlenbergerstraße keine Wohnbebauung vorgesehen ist. Das Gesamtprojekt soll schließlich einem Wohnraum für 2000 Menschen bieten. Zudem bleibt der Bau einer Kindertagesstätte geplant, während das ursprünglich vorgesehene Schwimmbad gestrichen wurde.

Ungewisse Zukunft der Türme

Die Diskussion um den Abriss der Siemens-Türme nimmt Fahrt auf. Die Becken Group hatte ursprünglich vorgesehen, die Türme in ein Studentenwohnheim umzubauen. Doch Jörn Stobbe, Geschäftsführer der Hamburger Becken Holding, hat das Unternehmen nach vier Jahren verlassen und wird sich künftig anderen Projekten zuwenden. Medienberichten zufolge scheiterten die Planungen für die Studentenwohnungen wegen mangelnder Förderung, was zur Ungewissheit über die Zukunft der Türme führt. Die ABG plant im Hintergrund nach einem Abriss der Hochhausskelette die Entwicklung eines gemischten Stadtquartiers mit verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten.

Frank Junker von der ABG rechnet damit, dass die Arbeiten möglicherweise 2025 oder 2026 beginnen könnten, je nach Ausgang der Einigungen. Er betont, dass eine Revitalisierung der bestehenden Türme nicht möglich ist, da die Tragfähigkeit der Betonkonstruktion unzureichend sei. Abriss und Neubau erscheinen wirtschaftlich sinnvoller.

Langfristige Entwicklungsperspektiven

Parallel zu den Entwicklungen rund um die Siemens-Türme plant die Stadt Offenbach am Main gemeinsam mit Offenbach offensiv e.V. einen kooperativen Masterplanprozess. Dieser soll die Stadtentwicklung in den nächsten 15 Jahren voranbringen und besondere Schwerpunkte auf die Handlungsfelder Wohnen und Wirtschaft setzen. Ein offener und innovativer Beteiligungsprozess soll alle relevanten Akteure in die Gestaltung der Stadtentwicklung einbinden, insbesondere auch Bürger mit Migrationshintergrund, die bereits 55% der Offenbacher Bevölkerung ausmachen, wie die Nationale Stadtentwicklungspolitik hervorhebt.

Der Masterplan wird von einem Planungsbüro erarbeitet und soll Handlungsempfehlungen für die räumliche Ebene sowie Strategien zur Optimierung von Organisations- und Kooperationsstrukturen bieten. Dabei zeigt sich die Stadt Offenbach bestrebt, ein attraktives Umfeld für Wohn- und Wirtschaftsangebote zu schaffen und die Wachstumsziele des kommunalen Schutzschirms des Landes Hessen zu unterstützen.

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