Sonja Middendorf: Ein Abschied voller Erinnerungen und Weichenstellungen

Am 25. April 2025 verabschiedet sich Sonja Middendorf nach 37 Jahren engagierter Arbeit in der Suchtberatung von der Beratungsstelle an der Lessingstraße. Ihr letzter offiziellen Auftritt fand bei einem Brunch mit Kolleginnen, Kollegen und Ehrenamtlichen statt, der die Abschiedsrituale einleitete. Während dieses emotionalen Treffens vollzog Middendorf eine symbolische Runde durch das Haus, ein „Loslass-Ritual“, das den Abschied von ihrer langjährigen Tätigkeit markierte. Kollege Dieter Löbel überreichte ihr einen Spruch von Martin Luther: „Tritt fest auf, mach’s Maul auf, hör bald auf“, was die versammelten Anwesenden zum Schmunzeln brachte.

Middendorf zieht bei ihrem Rückblick eine positive Bilanz. „Ich fühle mich reich beschenkt“, äußerte sie und betonte, wie wichtig ihr die Begegnungen mit Klienten waren. An ihrem Abschiedstisch, der im Gruppenraum der Beratungsstelle aufgebaut war, sammelten sich Grüße von ehemaligen Klientinnen und Klienten. Der Kontakt zu Menschen auf Augenhöhe war stets ihr Hauptprinzip, ein Ansatz, der die Suchtberatung in Lüdenscheid maßgeblich prägte.

Vielseitige Herausforderungen in der Suchtberatung

Die Beratungsstelle, die Teil des Diakonischen Werkes ist, hat sich in ihrer Ausrichtung im Laufe der Jahre erheblich gewandelt. Zunächst lag der Fokus auf Alkoholabhängigkeit, aber allein in den letzten Jahren nahm auch die Problematik der Spiel- und Medikamentenabhängigkeit sowie Essstörungen zu. Diese Entwicklungen spiegeln sich in der Anzahl der Klienten wider. Im Jahr 2022 sank die Zahl der Hilfesuchenden auf 122 Personen, ein Rückgang, der vor allem pandemiebedingt war. Während 2021 noch 180 Klienten gezählt wurden, ist die Nachfrage im Jahr 2023 jedoch wieder gestiegen, was eine Normalisierung der Situation anzeigt.

Besonders auffällig war der Anstieg der Anfragen im Bereich pathologisches Glücksspiel. 2022 stellte dieser Aspekt ein Problem für 20 Männer und Frauen dar, während Alkoholprobleme nach wie vor die größte Herausforderung für die Klienten darstellten, mit 31 Männern und 22 Frauen.

Ein integratives Team und Unterstützung durch Ehrenamtliche

In der Beratungsstelle an der Lessingstraße, die seit November 2021 an diesem Standort ansässig ist, hat sich ein eingespieltes Team etabliert. Es besteht aus Sonja Middendorf, Andrea Bäcker, Monika Triffo sowie Esther Okwunne und Marie-Rose Kuckhoff. Unterstützt wird die Arbeit durch zwölf Ehrenamtliche und weitere Mitarbeiter mit Aufwandsentschädigung. Im April 2022 wurde zudem eine Verwaltungskraft eingestellt, um die Arbeitsabläufe zu verbessern.

Das „Café Sprungbrett“, ein alkoholfreies Freizeitangebot, hat vom Januar bis Mai 2022 eingeschränkten Betrieb gehabt, danach jedoch eine vollständige Besetzung erreicht. Insgesamt hat der Förderverein einen entscheidenden Anteil daran, dass Honorare, Fortbildungen, Anschaffungen und therapeutische Einzelmaßnahmen für Klienten gesichert werden können, was die Qualität der Beratungen nochmals hebt.

Der Rückhalt, den Middendorf den Klienten gab, überträgt sie auch im Ruhestand. Pläne für die Zeit nach ihrer aktiven Laufbahn beinhalten Reisen nach Thailand, die für sie eine besondere Bereicherung darstellen.

Die Suchtberatungsstelle bleibt ein zentraler Anlaufpunkt für Abhängige und deren Angehörige im Sauerland. Das Bewusstsein für die Angebote ist laut aktuellen Berichten jedoch noch gering, was durch die sinkenden Zahlen in den letzten Jahren belegt wird. Umso wichtiger sind engagierte Personen wie Middendorf und ihr Team, die unermüdlich daran arbeiten, Hilfe und Unterstützung auf Augenhöhe zu leisten.

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