Lesen gegen das Vergessen: Gedenken an die Bücherverbrennung 1933!
Am 8. Mai 2025 findet im Lesegarten der Stadtbibliothek in Gütersloh die Veranstaltung „Lesen gegen das Vergessen“ statt. Diese Lesung gedenkt der nationalsozialistischen Bücherverbrennung, die am 10. Mai 1933 in Deutschland stattfand. Die erste Lesung heute wird unter der Mitwirkung von Schüler:innen der Anne-Frank-Gesamtschule durchgeführt, die aus Texten von verfolgten Schriftsteller:innen lesen.
Die zweite Lesung folgt am Samstag, dem 10. Mai, um 11 Uhr in der Apostelkirche. Hier werden Gedichte und Prosatexte von namhaften Autoren wie Josefa Metz, Ilse Llosa, Jenny Aloni, Erich Kästner, Anne Frank und Felix Fechenbach vorgetragen. Zudem wird ein Auszug aus „Radio Sarajewo“ von Tijan Sila präsentiert. Musikalisch unterstützt wird die Veranstaltung durch den After8Chor. Um 12 Uhr spricht Pfarrerin Wiebke Heine anschließend das Friedensgebet. Die Teilnahme an beiden Veranstaltungen erfolgt kostenlos und ohne vorherige Anmeldung.
Historischer Kontext
Die Bücherverbrennungen im Mai 1933 waren Teil der Aktion „Wider den undeutschen Geist“ und standen in engem Zusammenhang mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. An zentralen Plätzen in Universitätsstädten wurden Werke von über 1000 Autoren, darunter auch Karl Marx, Heinrich Heine und Sigmund Freud, verbrannt. Diese brutalen Aktionen wurden von großen Menschenmengen, darunter auch Studenten in SA-Uniform, begleitet. Die nationalsozialistische Propaganda hatte sich mobilisiert, um das „undeutsche Schrifttum“ aus der deutschen Kultur auszulöschen. Joseph Goebbels hielt am 10. Mai 1933 eine Rede vor rund 70.000 Menschen auf dem Berliner Opernplatz, der heutigen Bebelplatz, und fuhr mit dieser dreisten Beschimpfung der freien Meinungsäußerung fort.
Die Ereignisse dieser Tage, die insgesamt in 92 Städten stattfanden, sind als Vorboten des Holocaust zu betrachten. Politische Spannungen, wie die Inhaftierung kommunistischer Reichstagsabgeordneter und das Verbot der SPD, gingen den Bücherverbrennungen voraus. Dies sind Erinnerungen, die nicht in Vergessenheit geraten sollten, was die heutigen Veranstaltungen unterstreichen.
Erinnerungsarbeit und heutige Bedeutung
In Deutschland wird der 10. Mai mittlerweile als Gedenktag für die Bücherverbrennungen anerkannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels und das PEN-Zentrum Deutschland engagieren sich heute aktiv dafür, die Bedeutung der Freiheit des Wortes hervorzuheben und das Erinnern an die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte aufrechtzuerhalten.
Die anstehenden Lesungen in Gütersloh sind daher nicht nur eine Rückschau auf die triste Vergangenheit, sondern auch ein kraftvolles Plädoyer für die Freiheit der Gedanken und ein Aufruf, das Vergessen zu verhindern. Sie dienen dazu, das Bewusstsein für die Gefahren des Extremismus und der Intoleranz zu schärfen und die Stimmen der einst verfolgten Schriftsteller:innen lebendig zu halten.
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