Kampf um Ärzte: Gesundheitsversorgung im Kreis Euskirchen in Gefahr!

Im Kreis Euskirchen ist die medizinische Versorgung ein drängendes Thema. Helmut Schneider, der seit 2006 Regionaldirektor bei der AOK ist, hebt die Komplexität der Situation hervor. Bereits vor Jahren wurden Schwierigkeiten bei der Nachfolge von Ärzten festgestellt, und aktuell machen sich insbesondere im Mittelbereich Euskirchen Sorgen breit, da die Zahl der zur Verfügung stehenden Arztpraxen deutlich abnimmt. In Städten wie Euskirchen, Bad Münstereifel, Zülpich und Weilerswist ist die Lage angespannt, während in Orten wie Mechernich und im Schleidener Tal noch weniger freie Plätze zur Verfügung stehen. Schneider fordert dringend Maßnahmen, um junge Mediziner in den Kreis zu bringen, da der hohe Altersdurchschnitt bei Ärzten, gerade im Mittelbereich Schleiden, alarmierend ist.

Eine Arbeitsgruppe wurde bereits ins Leben gerufen, um diesem Ärztemangel entgegenzuwirken. Gleichzeitg zeigt sich ein zunehmender Anteil weiblicher Mediziner, was jedoch einige Herausforderungen mit sich bringt. Viele Frauen bevorzugen Angestelltenverhältnisse, da diese oft besser mit Familienplanungen vereinbar sind, was zu einem Rückgang der Niederlassungen führt. Die Bürokratie und die damit verbundene Komplexität der Praxisführung tragen zudem zur Abnahme der Arztpraxen bei. Schneider bedauert das Scheitern des Projekts „Gesundheitszentrum Schleiden“, welches die Zusammenführung verschiedener Fachrichtungen und Dienstleistungen unter einem Dach anstrebt.

Aufruf zur Veränderung der Versorgung

Die Situation ist besonders kritisch, weil Nordrhein-Westfalen Förderungen für Gesundheitszentren ausgeschrieben hat, doch bislang hat keine Bewerbung aus dem Kreis Euskirchen stattgefunden. Trotz dieser widrigen Umstände äußert Schneider die Hoffnung, dass sich die Lage nicht verschlechtern wird, da es zystematische Zyklen im Gesundheitswesen gibt. Hausärzte behalten zwar eine zentrale Rolle, doch es könnte sein, dass vermehrt Aufgaben von Arztassistenten übernommen werden.

Der NRW-Gesundheitsminister plant Reformen, die auch den Kreis Euskirchen betreffen werden. In einer breiteren Diskussion um die medizinische Versorgung in Deutschland zeigt sich, dass Behandlungserfolge nicht der einzige Maßstab für Therapieentscheidungen sind. Ökonomische Interessen könnten die Wahl von Behandlungsoptionen beeinflussen, was in einigen Fällen zu überflüssigen Eingriffen führt, wie etwa bei Hüft- und Kniegelenken, und die Qualität variiert stark zwischen den Kliniken.

Qualitätsunterschiede und Reformbedarf

Die medizinische Versorgung wird oft als nur mittelmäßig eingeschätzt. Beispielsweise liegt die Sterblichkeit innerhalb von 30 Tagen nach einem Herzinfarkt in Deutschland bei 8,5 von 100 Fällen, während die Zahlen in Ländern wie den Niederlanden und Dänemark bei 3,5 bzw. 3,2 Fällen pro 100 Patienten liegen. Dies gibt dem System Anlass zur Sorge, da es damit unter dem Durchschnitt der 38 OECD-Industriestaaten liegt.

Obwohl Mindestmengen für bestimmte Operationen eingeführt wurden, um gravierende Qualitätsunterschiede zu reduzieren, gelten diese nicht für die meisten Eingriffe. Diskussionen über eine qualitätsabhängige Vergütung von Ärzten und Kliniken sind zwar im Gange, jedoch ohne nennenswerte Fortschritte. In diesem Kontext bleibt der Weg zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung im Kreis Euskirchen und darüber hinaus eine zentrale Herausforderung für Akteure aus Politik und Gesundheitssystem. Kölner Stadt-Anzeiger und BKK-Dachverband haben dazu umfassende Analysen geliefert und zeigen auf, wie dringend Handlungsbedarf besteht.

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